Verstand trifft Bauchgefühl: Was macht eine gute Entscheidung aus und wie treffen wir sie?
Es gibt sie täglich zu Tausenden: Bewusst und unbewusst, komplex und einfach, groß und klein, privat und beruflich – unsere Entscheidungen.
Von „was ziehe ich heute an“ bis „welche Themen sind wichtig für die Vorstandssitzung“ ist alles dabei. Viele dieser Entscheidungen treffen wir schnell ohne groß darüber nachzudenken. Andere wiederum bringen uns um den Schlaf und wir grübeln stunden- oder tagelang, teilweise monate- oder jahrelang darüber nach.
Aber was macht eine gute Entscheidung aus und vor allem: wie können diese getroffen werden?
Grundsätzlich ist das Feld der Entscheidungsfindung ein sehr weites und bis heute gibt es keine einheitliche Definition oder gar ein einheitliches Vorgehen, wonach deutlich wird, wie gute Entscheidungen getroffen werden. Dennoch lässt sich festhalten, dass es verschiedene Methoden gibt, wie Menschen Entscheidungen treffen.
Ich teile diese verschiedenen Arten der Einfachheit halber in rationale (Verstand) und intuitive Entscheidungen (vielen auch als „Bauchgefühl“ bekannt) auf. Eines schon vorweg: Im optimalen Fall ist es ein Mix aus beidem.
Rationale Entscheidungen werden kognitiv gefällt und sind das Ergebnis aus Informationen und Fakten sammeln, Bedenken und Störfaktoren erkennen und eliminieren sowie kompetent entscheiden. Je mehr Informationen zur Verfügung stehen, je mehr Störfaktoren eliminiert werden können und je kompetenter die Entscheidung getroffen werden kann, desto besser wird am Ende die Entscheidung ausfallen können. Die häufig empfohlene Pro- und Contra-Liste führt zu rationalen Entscheidungen.
Intuitive Entscheidungen hingegen laufen viel komplexer ab, ohne dass uns das zum größten Teil selbst bewusst ist. Laut dem kanadisch-US-amerikanischen Psychiater Eric Berne ist Intuition „Wissen, das auf Erfahrung beruht“. Eine andere Definition beschreibt Intuition als „Fähigkeit, eine subjektive Einschätzung oder Einsicht zu erlangen ohne die bewusste Nutzung des Verstandes oder rationaler Schlussfolgerungen“. Diese tausenden Impulse, die unser Unterbewusstsein uns in Millisekunden „zuschießt“ sorgen dafür, dass wir uns für eine Sache entscheiden, nur aufgrund eines nicht näher zu definierenden Gefühls.
Aber was ist denn jetzt eine gute Entscheidung? Idealerweise – wie oben erwähnt – ein Mix aus beidem.
Gerd Gigerenzer, anerkannter Intuitionsforscher und Direktor am Berliner Max-Planck-Institut (MPI) für Bildungsforschung sagt: „Gute Entscheidungen sind immer ein Wechselspiel von Intuition und Fakten“. Er sieht die Grenzen der Intuition vor allem in neuen Herausforderungen, zu denen es bisher noch keine eigenen Erfahrungswerte gibt. Auf der anderen Seite ist die reine Ratio bei hochkomplexen Entscheidungen, also wenn es zu viele Parameter und Optionen gibt, oftmals eher hinderlich als zielführend. Hier kann das Bauchgefühl manchmal wahre (erhellende) Wunder bewirken.
Was aber tun, wenn der Verstand das eine und das Bauchgefühl (intuitive Intelligenz) das andere sagt? Probieren Sie folgende zwei Übungen aus:
- Übertragen Sie Ihre aktuelle Fragestellung oder Situation auf eine andere Person. Welchen Ratschlag würden Sie der Person geben? Oftmals fallen uns Entscheidungen mit einem scheinbaren Abstand leichter und sind direkt klar.
- Sobald Sie eine neue Fragestellung bearbeiten, versuchen Sie einmal direkt eine Entscheidung zu treffen ohne zu überlegen. Was sagt Ihnen Ihre Intuition? Wenn Sie daraufhin über die gleiche Fragestellung noch einmal ein paar Sekunden nachdenken, was für ein Ergebnis bekommen Sie dann?
Vergleichen Sie dann die Ergebnisse Ihrer Entscheidungen, nachdem die Auswirkungen Ihrer Entscheidungen vorliegen. Womit lagen Sie besser?
Mein Tipp für gute Entscheidungsfindung: Versuchen Sie sowohl Verstand als auch Intuition wirken zu lassen und Sie werden auf lange Sicht die besten Ergebnisse erzielen. Muss es einmal schnell gehen, ist die Intuition ein guter, erster, weil aus dem eigenen Erfahrungsschatz gewonnener Ratgeber. Aber eine Überprüfung durch den eigenen Verstand kann auch hier sicherlich nicht schaden.